Was für uns das Schweizer Taschenmesser ist, war für den Homo heidelbergensis der Faustkeil: Ein praktisches Universalwerkzeug. Schon vor 450 000 Jahren hatten die Vormenschen einen Blick für möglichst effiziente, aber auch sorgfältig hergestellte Werkzeuge, in diesem Fall Steingeräte. Er wurde wahrscheinlich verwendet, um Jagdbeute zu zerteilen.
Faustkeil von Hochdahl
J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn
LVR-LandesMuseum Bonn
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Faustkeil von Hochdahl
J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn
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Faustkeil von Hochdahl (Seitenansicht)
J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn
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Der Faustkeil ist ein Werkzeug aus einem besonders harten Stein. Den harten Stein nennt man Quarzit. Der Faustkeil wurde in Hochdahl in der Nähe von Düsseldorf gefunden. Er ist viele tausend Jahre alt.
Die Vormenschen haben den Keil vermutlich mit einem Stück Leder festgehalten.
J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn
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Wie das Rheinland wohl ausgesehen haben könnte, als die Neandertaler lebten? Gab es den Rhein schon? Welchen Tieren sind sie begegnet und wie sahen die Bäume aus? In welcher Landschaft die Neandertaler lebten, können Wissenschaftler durch verschiedene Methoden erforschen und uns so ein Bild von der damaligen Natur zeichnen.
Verflochtener Fluss
Kriek, Mikko
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Eine Herde Mammuts
Kriek, Mikko
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Wie sich das Klima in der Zukunft entwickelt ist von entscheidender Bedeutung für unser Überleben auf dem Planeten Erde. Die historische Klimaforschung liefert wichtige Erkenntnisse darüber, wie das Klima den Menschen und seine Erfindungen beeinflusst hat. Dieser Blick in die ferne Vergangenheit hilft uns, die Gegenwart besser zu beurteilen und die Zukunft erfolgreicher zu planen.
Neben den legendären Mammuts lebten noch weitere, heute ausgestorbene Tierarten zusammen mit den Neandertalern in Europa. Diese Tierknochen erzählen uns nicht nur, welche Tiere wann lebten, sondern auch, wie sich die Tiere ernährten und wie das Klima zu dieser Zeit war und sich veränderte.
Schädel eines Riesenhirsch
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Unterkiefer eines Pferdes
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Ein seltener Fund: Der Fußknochen eines Löwen.
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Ein wesentliches Merkmal des Menschen ist für uns heute alltäglich und nicht mehr wegzudenken: Der aufrechte Gang. Aufschluss über diesen Meilenstein in der menschlichen Entwicklung gewannen die Wissenschaftler*innen in den 1970er Jahren mit der Entdeckung einer heute weltberühmten Frau: Lucy. Und einem nicht weniger wichtigen Kniegelenk.
Kniegelenk aus Hadar (Nachbildung)
J. Vogel
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Skelett Lucy (Nachbildung)
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Schädel Lucy (Nachbildung)
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Die Menschen stammen vom Affen ab. Sie entwickelten sich sehr langsam, über viele Millionen Jahre. Es gab viele verschiedene Menschenarten. Sie sahen unterschiedlich aus. Und sie lebten in unterschiedlichen Kontinenten. An dieser Wand kann man das sehen und ertasten.
Die unterschiedlichen Schädel können ertastet werden.
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Ertasten eines Schädelmodells
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Das Wisent ist eine Rinderart, die in Europa vorkommt. Es sind große, kräftige Tiere, die in kleinen Herden zusammenleben. Die Neandertaler haben sie gejagt, um ihr Fleisch zu essen und das Fell zu verwenden.
Noch heute gibt es einige Wisente, die frei leben. Vor einigen Jahrzehnten wären sie fast ausgestorben.
Ein echter Wisenschädel zum Anfassen
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Ertasten eines Wisentschädels
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Ohne die Beherrschung und Entdeckung des Feuers wäre unser alltägliches Leben heute nicht vorstellbar. Ein Feuer entfachen wir heute in Sekundenschnelle mit einem Feuerzeug oder einem Streichholz. Für die Vormenschen war das Beherrschen des Feuers eine bahnbrechende Errungenschaft.
Es sind nicht nur die Knochen, die uns mehr über das Leben der Vormenschen erzählen. Daneben sind es auch Gegenstände wie etwa Werkzeuge, die unser Bild vervollständigen. Die unterschiedlichen Werkzeuge zeigen uns nicht nur, wo Menschen gelebt haben, sondern auch wie und was sie jagten. Auch über physische und mentale Fähig- und Fertigkeiten geben sie Aufschluss.
Nicht schön aber funktional: eine Klinge zum Schneiden.
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Ein Werkzeug das nicht nur vielfältig einsetzbar ist, sondern auch schön gefertigt: Der Faustkeil.
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In der Steinzeit war Birkenpech der Klebstoff. Er wird aus der Rinde von Birken gemacht. Die Rinde wird vergraben und dann zündet man Holz darüber an. Dadurch verbrennt die Rinde langsam und wird später zu einer Art Pech. Birkenpech riecht nach Rauch.
Birkenpech kann man riechen.
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Birkenpech wurde genutzt, um Steinwerkzeuge zu verkleben.
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So sehen die kleinen Klumpen Birkenpech aus.
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1856 fanden Steinbrucharbeiter im Neandertal zufällig 16 Knochen dieses 45 000 Jahre alten Mannes aus der Alt-Steinzeit. Weitere Knochen konnten über 140 Jahre später ausgegraben werden, als sich Ralf W. Schmitz und Jürgen Thissen auf archäologische Spurensuche begaben.
Erkennungsmerkmal des Neandertalers: Überaugenwulst
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Schädelkalotte des Neandertalers
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Steile Felsenklippen, sprudelnde Wasserfälle, fließende Bäche zwischen bunten Wäldern. Kein Wunder, dass sich der junge Wilhelm Schirmer mit weiteren Künstlern aus der Düsseldorfer Malerschule hier verabredete. Doch nicht nur gemalt, auch gefeiert wurde in den Höhlen im Neandertal. Davon zeugen die anderthalb Jahrhunderte später ausgegrabenen Keramikscherben. Diese sollten vor allem für die Suche nach der Fundstelle des Neandertalers noch eine wichtige Rolle spielen.
Der kleine Wasserfall. Eine Zeichnung aus dem Wanderführer "Wanderung zur Neandershöhle" (1835).
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Die Neanderhöhle. Eine Zeichnung aus dem Wanderführer "Wanderung zur Neandershöhle" (1835).
J. Vogel
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Die Fundstelle des Neandertalers
W. Pankoke
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 2007
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Weinkrugfragement aus dem Neandertal
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Hermann Schaaffhausen hatte es nicht leicht bei der Beschreibung des Fundes aus dem Neandertal. Die Evolutionsbiologie stand Ende des 19. Jahrhunderts erst am Anfang. Schaaffhausen, der die Theorie von der Existenz eines Vormenschen vertrat, hatte nicht nur Unterstützer, sondern auch einen Konkurrenten (Rudolf Virchow), der seiner Theorie jahrelang widersprach und somit auch die Bedeutung des Neandertalers als Beweis für die Evolution des Menschen leugnete.
Viele seiner Originalmanuskripte sind über das Themenportal schaaffhausen.com zugänglich.
Zur Erforschung des Neandertalers fertigte Schaaffhausen viele Zeichnungen an.
J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn
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Hermann Schaaffhausen
Dr. Ursula Zängl, ZB MED
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Diese Rekonstruktion des Neandertalers wurde von der französischen Bildhauerin Elisabet Daynès angefertigt und basiert auf Erkenntnissen der interdisziplinären Erforschung des Fundes.
Rekonstruktion von der französischen Künstlerin Elisabeth Daynès
Unser Neandertaler wurde im Neandertal bei Düsseldorf gefunden. Er hat vor vielen tausend Jahren gelebt und gehört zu einer ausgestorbenen Menschenart. An den Knochen kann man sehen: Er sah anders aus als wir. Er war viel kräftiger und er hatte eine dickere Stirn. Unser Neandertaler hat sich damals seinen Arm gebrochen. Weil seine Familie ihn unterstützt hat, konnte er trotzdem lange weiterleben.
Ein Erkennungsmerkmal des Neandertalers: die Überaugenbögen.
Die Fundstelle in der Kleinen Feldhofer Grotte im Neandertal verschwand wegen des jahrzehntelangen Kalkabbaus. Bis sich Jürgen Thissen und Ralf W. Schmitz in den 1990er Jahren auf archäologische Spurensuche begaben. Sie waren sich sicher: In der Erde der ursprünglichen Fundstelle müssen noch weitere Knochen liegen.
Archäologen auf einer Ausgrabung
Bildarchiv Projekt Neandertal, LVR-LandesMuseum Bonn
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Dem berühmte Paläogenetiker Svante Pääbo und seinem Kollegen Matthias Krings gelang mit einer Probe unseres Neandertalers das, was niemand zuvor schaffte: Sie konnten 1996 eine kurze DNA-Sequenz entnehmen und mit der DNA heutiger Menschen vergleichen ─ ein bedeutender Meilenstein für die Erforschung der menschlichen Evolution. Neueste Untersuchungen haben erst vor kurzem (Sommer 2020) ergeben, dass noch 40 % des Neandertalergenoms in den heutigen Menschen vorhanden sind.
Für die Entschlüsselung des Gencodes wird eine Probe aus dem Knochen benötigt.
Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte Jena
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Entnahme der Knochenproben für die DNA-Analyse im Reinstraum
Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte Jena
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Vor rund 14.000 Jahren bestatteten Eiszeitjäger zwei ihrer Gruppenmitglieder am Fuße eines steilen Hanges in Oberkassel. Mit in das das Grab gegeben wurden zwei Kunstwerke, eine Schmuckkette, der Penisknochen eines Bären und ein Hund. Den gesamten Grabinhalt bestreute man gemäß des Totenritus jener Zeit mit roter Mineralfarbe. Anschließend deckte man das Grab mit Steinplatten ab, um es zu schützen.
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Vor über 35 000 Jahren beginnt mit der Einwanderung des anatomisch modernen Menschen in Europa der Übergang zur jüngeren Altsteinzeit (Jungpaläolithikum). Neu in dieser Periode sind gemalte und geformte Kunstdarstellungen sowie Musikinstrumente. Unbekannt ist, ob die neuen Menschen solche Errungenschaften mitbrachten oder sie erst in Europa entwickelten.
Modell einer jungsteinzeitlichen Siedlung
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Im Jahre 1954 wurde das Gefäß zufällig gefunden. Der Becher war in einem Tongefäß geborgen und wurde fernab jeder damaligen Siedlung absichtlich vergraben, vielleicht als Opfergabe. Er wiegt 221 Gramm, und es passt recht genau ein Liter hinein. Unser Stück und andere in aufwendiger Treibarbeit hergestellte Goldbecher dieser Art stammen aus dem mykenischen Griechenland und gelangten in Einzelfällen bis nach Mittel- und Westeuropa.
Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn CC BY-NC-ND 4.0
5.089 v. Chr., Kückhoven, Stadt Erkelenz, Kreis Heinsberg
Ein wichtiger Gesichtspunkt beim Schritt zum Ackerbau und damit zur Sesshaftigkeit war für die Menschen die Gewähr, immer an frisches Wasser zu kommen. Der Brunnen aus Kückhoven ist das bislang größte uns bekannte Holz-Bauwerk aus der Steinzeit und ein technisches Meisterwerk: Nachdem die Baugrube bis zum Grundwasser in 13 Meter abgeteuft worden war, setzte man in Blockbauweise einen Brunnenkasten aus Spaltbohlen auf. Die Moos-Abdichtung zwischen den Bohlen verhinderte das Eindringen von Schmutz.
Köln war schon im Mittelalter eine wichtige Stadt mit vielen großen Kirchen. Eine davon war die Minoritenkirche. Im Jahr 1248 begannen die Kölner, den Dom zu bauen. Er sollte mehr als doppelt so groß werden wie die anderen Kirchen. Die Modelle zeigen: So viel größer war die Minoritenkirche als ein normales Wohnhaus. Und so viel größer war der Kölner Dom.
Die Kirchen waren viel größer als normale Wohnhäuser. Sie waren außerdem sehr schön geschmückt. Das beeindruckte die Menschen. Zuhause hatten sie keine Bilder, keine bunten Fenster oder Statuen. Mit den prächtigen Kirchengebäuden wollten die Menschen Gott ehren. Die Kirche zeigte mit den Bauwerken vor allem ihren Reichtum und ihre Macht.
Die Menschen haben schon immer schöne Gegenstände für Kirchengebäude geschaffen. Als die Bedeutung der Kirche nachließ, brachte man viele Kunstobjekte ins Museum. Hier im Raum sind Objekte aus Stein ausgestellt. Diese Objekte schmückten im Mittelalter die Kirchen und die Klöster.
Geblendet vom Licht der Engelserscheinung hebt der Hirte seinen Arm. Diesen Augenblick hat der unbekannte Schöpfer der Gustorfer Chorschranken kunstvoll eingefangen. Die Reliefs zeigen Anfang und Ende des Lebensweges Jesu sowie ursprünglich auch die zwölf Apostel, von denen sich aber nur drei erhalten haben. Kleine Farbreste weisen auf eine einstige Bemalung hin. Chorschranken wie diese trennten im Kirchenraum den für Laien zugänglichen Bereich vom Altar ab. Figürliche Darstellungen waren um 1150 als Kirchenschmuck noch die Ausnahme.
Die während des frühen 15. Jahrhunderts in Köln gefertigte Monstranz ist ein Meisterstück der Goldschmiedekunst: Kleine Türmchen erheben sich rund um einen geschliffenen Kern aus Bergkristall zu einer virtuosen Architektur. Die Inschrift – in Mundart verfasst – nennt den Stifter und das Stiftungsjahr. Monstranzen werden bis heute in der katholischen Kirche verwendet, um die geweihte Hostie bei Prozessionen oder während der Heiligen Messe zu präsentieren. Gelegentlich werden sie auch zur Aufbewahrung von Reliquien verwendet.
Aus manchen Bäumen kommt ein zäher Saft, wenn man sie anschneidet: das Harz. Man trocknet das Harz und hat dann Weihrauch. Wenn man Weihrauch verbrennt, riecht es sehr gut und raucht stark. Je nachdem von welchem Baum das Harz kommt, riecht der Weihrauch anders. In der katholischen Kirche verwendet man bis heute Weihrauch in Gottesdiensten.
Im Gottesdienst legt man glühende Kohlen in ein Gefäß aus Metall. Auf die Kohlen kommt der Weihrauch. Er verbrennt dann, raucht und riecht gut. Man schwenkt das Gefäß an einer langen Kette, um Rauch und Geruch zu verbreiten. Gläubige Christen stellen sich vor, dass mit dem Rauch ihre Gebete zu Gott in den Himmel steigen.
Um Weihrauch in der Kirche zu verbrennen, hat man schöne Gefäße hergestellt. Sie heißen Weihrauchfässer. Mehrere Weihrauchfässer aus dem Mittelalter sind hier in der Vitrine zu sehen. Während in der Kirche der Weihrauch brannte, haben die Menschen gesungen. So wurde der Gottesdienst ein Erlebnis für alle Sinne.
gefasstes Pappelholz (Skulptur) und Nadelholz (Sockel)
Voller Trauer blickt Maria auf den ausgemergelten und geschundenen Leichnam ihres Sohnes, nachdem er vom Kreuz abgenommen wurde. Seine Haut ist bleich, sein Körper von Wunden entstellt. Mit der Schilderung jenes Moments, in dem Maria ihren toten Sohn in die Arme schließt, appellierte der namenlose Künstler an die Emotionen der Gläubigen. Tiefe Gefühlsregungen waren im Hochmittelalter wichtiger Bestandteil der Gebetspraxis. Auf Italienisch heißt eine solche Darstellung Pietà, also Mitleid, im Deutschen alternativ auch Vesperbild.
Auf einigen Bildern sind Heilige zu sehen, wichtige Frauen aus der Kirchengeschichte. Sie haben Heiligenscheine hinter dem Kopf, auf denen ihre Namen stehen. Die anderen Bilder zeigen Szenen aus dem Leben aus der Bibel. Außerdem erkennt man das Ehepaar, das den Altar gestiftet hat.
Die Bilder gehörten zu einem Flügelaltar. Wie so ein Altar aussieht, zeigt das Modell. Der Altar war im Mittelalter in einer Kirche in Bornhofen aufgestellt. Bornhofen ist ein Ort am Rhein. Die Kirche gehörte zu einem Kloster. Die Bilder sind im Jahr 1415 gemalt worden, also mittlerweile über 600 Jahre alt.
Die Bilder dieses Altars sind besonders schön und sehr wertvoll. Wir kennen sogar den Maler. Er hieß Berthold von Nördlingen. Er hat seinen Namen auf den Altar geschrieben. Einige weitere Bilder dieses Altars werden in einem Museum in Darmstadt ausgestellt.
Triptychon mit Jüngstem Gericht und Porträts der Familie Noordwijk
Jan Mostaert
um 1514
Öl auf Holz
Mehrere Generationen der Familie Noordwijk bitten – unterstützt von ihren Fürsprechern Maria und Johannes dem Täufer – um Beistand vor dem Jüngsten Gericht, das im Hintergrund plastisch geschildert wird. Engel geleiten die Seligen ins Paradies, während Teufel die Sünder in die Hölle schleppen. Das Triptychon war wahrscheinlich eine Stiftung für die Grablege der Familie Noordwijk im Haarlemer Dominikanerkloster. Als repräsentatives Familienporträt ermahnte es die Hinterbliebenen, für das Seelenheil ihrer Vorfahren zu beten.
In Gestalt des Reformators Martin Luther fordert der Teufel Jesus auf, einen Stein in Brot zu verwandeln – die erste von drei Versuchungen Christi. Die Darstellung aus der Werkstatt Bartholomäus Bruyns d. Ä. ist mit ihrer polemisch zugespitzten Bildrhetorik typisch für die Zeit der großen konfessionellen Unruhen. Im Auftrag des Kölner Theologen Eberhard Billick, einem profilierten Gegner der Reformation, entstand das Gemälde als Teil eines umfangreichen, bis auf dieses Bild aber verlorenen Zyklus für das Karmeliterkloster in Köln.
Drucklettern sind einzelne Buchstaben zum Drucken. Diese Buchstaben waren früher aus Holz oder Blei. Man setzte die Drucklettern Stück für Stück zu Wörtern und Sätzen zusammen. Dann wurden sie mit Farbe bestrichen. So konnte man längere Texte auf Papier drucken. Solche gedruckten Texte sieht man in diesem Raum.
Lange Zeit konnte man Bücher nur mit der Hand schreiben, was viel Zeit kostete. Vor über 500 Jahren hat Johannes Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Drucklettern erfunden. Die einzelnen Drucklettern konnte man immer wieder neu zusammensetzen. So konnte man lange Texte schnell und in großen Stückzahlen drucken. Dadurch verbreiteten sich Ideen und Neuigkeiten besser als vorher.
Vor 500 Jahren waren viele Menschen nicht mehr zufrieden mit der katholischen Kirche. Es gab Streit, der zur Reformation führte. Die protestantische Kirche entstand. Die Ideen der Reformation verbreiteten sich schnell in gedruckten Texten. Der Buchdruck gehört zu den wichtigsten Erfindungen der Menschheit.
Wie Stifter auf einem mittelalterlichen Andachtsbild knien Heinrich von Wiltberg und seine Gattin Magdalena von Daun mit den zwölf gemeinsamen Kindern vor einem Jerusalem-Panorama. Ihre frommen Blicke richten sich auf die zentrale Kreuzigungsgruppe. Das Epitaph der Familie von Wiltberg stammt aus der alten St. Michaelskirche in Alken an der Mosel. Als architektonisch gegliederte Wanddenkmäler mit Wappen, Reliefs und Inschriften dienten Epitaphe dem Totengedenken, ohne räumlich an die Grabstelle gebunden zu sein.
Dieses Gemälde von Joos de Momper heißt „Landschaft mit Grotte und Maler“. Es wurde um das Jahr 1600 gemalt. Auf dem Bild ist nicht nur eine schöne Landschaft zu sehen, sondern unten links auch ein Maler. Der Maler sitzt auf einem Hocker und hat einen Zeichenblock dabei.
In dieser Zeit malten die Maler erstmals auch die Natur und die Landschaft. Vorher hatten sie fast nur Bilder mit Heiligen oder Figuren aus der Bibel gemalt. Nun gingen die Maler in die Natur und skizzierten eine Landschaft auf ihrem Zeichenblock. Danach malten sie die großen farbigen Bilder in ihrem Atelier, denn sie konnten ihre Farben noch nicht nach draußen mitnehmen.
Der Maler Joos de Momper hat sich hier selbst ins Bild gemalt. Das zeigt, dass die Maler ihren eigenen Beruf nun wichtig fanden. Sie verstanden sich nicht länger als Handwerker, sondern als Künstler. Darauf waren sie stolz. Um das Malen zu erlernen, reisten sie bis nach Italien. Auf dem Weg dorthin sahen die Maler die Alpen und andere schöne Landschaften.
Rundbildnisse des Kölner Patriziers Peter Imhoff und seiner Frau Alheid Brauweiler
Bartholomäus Bruyn d. Ä.
um 1537/38
Öl auf Holz
Der Kölner Maler Bartholomäus Bruyn, einer der gefragtesten Porträtisten seiner Zeit, schuf die Bildnisse des Kaufmanns Peter Imhoff und seiner Gattin, der Bürgermeistertochter Alheid Brauweiler. Die Nelke in der Hand der Frau ist ein Symbol ihrer ehelichen Liebe. Details wie Imhoffs Siegelring und sein Pelzkragen, aber auch Alheids Schmuck und ihre perlenbesetzte Haube verdeutlichen den Status der Dargestellten. Die Familienwappen malte Bruyn auf die Rückseiten der Bilder, deren Rahmen sich millimetergenau aufeinander fügen lassen.
Was für eine illustre Gesellschaft! Wir blicken in einen Raum, in dem eine Gruppe Menschen um einen Tisch versammelt ist. In ausgelassener Stimmung wird gefeiert, gelacht und zusammen gesungen. Alles macht zunächst den Anschein eines heiteren und entspannten Abends, wenn da nicht plötzlich ein weiterer – und zudem ungeladener – Gast an die Tür klopfen würde. Lauernd blickt der Tod in Gestalt eines menschlichen Skeletts in den Raum, in der rechten Hand hält er eine Sanduhr. Mit dieser Geste vermittelt er eine klare Botschaft: als beliebtes Vanitas-Symbol führt er uns die Kurzlebigkeit irdischer Freuden vor Augen – und somit auch unsere eigene Vergänglichkeit.
Auf dem Gemälde von Peter Mulier ist ein aufgewühltes Meer zu sehen. Im Vordergrund erkennt man ein Boot und ein kleines Schiff, im Hintergrund sind zwei weitere Schiffe. Der Himmel ist bewölkt, offenbar ist es sehr windig. Das Bild wurde um 1640 gemalt.
Für die Niederlande war die Seefahrt sehr wichtig. Man baute besondere Schiffe für den Fischfang. Außerdem hatten die Niederländer große Handelsschiffe. Damit fuhren sie zu weit entfernten Orten und handelten mit vielen exotischen Waren, zum Beispiel mit Tee, Kaffee und Gewürzen.
Im 17. Jahrhundert wurden in den Niederlanden viele Bilder gemalt. Auf den Bildern waren Themen aus dem Leben der Menschen zu sehen. Ein besonders wichtiges Thema war die Schifffahrt. Viele Menschen wollten Bilder bei sich zuhause aufhängen und kauften daher immer neue Gemälde.
In Brühl steht das Schloss Augustusburg. Der Kurfürst und Erzbischof Clemens August ließ das Schloss ab 1725 erbauen. Für den Bau benötigte man über 20 Jahre. Kurfürst und Erzbischof Clemens August ließ das Schloss bauen. Zum Schloss gehörte ein großer Park mit Brunnen, Wäldern und Gärten. Auf dem Plan sieht man das Schloss und einen Teil des Parks.
Im Schloss gab es viele schöne Bilder und Möbel. Einige davon sind in diesem Raum zu sehen. Die Adeligen feierten prächtige Feste im Schloss. Sie tanzten in großen Sälen zu Musik. Kurfürst Clemens August lebte nicht dauerhaft im Schloss, sondern nur etwa vier bis sechs Wochen pro Jahr. Für den Rest der Zeit lebten hier nur die Angestellten.
Das Brühler Schloss wurde in der Zeit des Barock gebaut. Die Epoche des Barock dauerte etwa von 1600 bis 1750. Die Schlösser aus dieser Zeit sind besonders prächtig. Es gibt viel Schmuck an den Gebäuden, häufig in geschwungenen Formen. Das Schloss Augustusburg ist ein besonders berühmtes Barockschloss in Europa.
Bildnis des Kölner Kurfürsten Clemens August von Bayern
Georg Desmarées
1745–1749
Öl auf Leinwand
Im Kurfürstenmantel mit kostbarem Hermelinschulterkragen – so porträtierte George Desmarées den Kölner Erzbischof Clemens August. Neben ihm liegen der Kurhut und die Mitra als Symbole seiner weltlichen und geistlichen Macht. Der Nachwelt blieb Clemens August vor allem als prunkliebender Rokokofürst in Erinnerung, der in Bonn und Brühl äußerst glanzvoll residierte. Auf dem Staatsporträt von Desmarées, das Teil einer repräsentativen Wandverkleidung war, zeigt sich Clemens August indessen als politisch einflussreicher Herrscher.
Mahagoni mit Eichenholzkern, feuervergoldete Messingbeschläge
Was für ein Gegensatz zum Barock: Als einer der ersten deutschen Kunsttischler belieferte David Roentgen den Adel mit Möbeln im Stil des Klassizismus. Statt verschnörkelter Ornamente prägen gerade Linien und glatte Flächen den Verwandlungstisch. Das besondere Geheimnis des Möbels liegt jedoch im Verborgenen: Roentgen war berühmt für die versteckten Funktionen seiner Entwürfe, die vom Geheimfach bis zu vielfältigen Verwandlungsmöglichkeiten mit Klappen, Spiegeln und Auszügen reichen. Sie machen den Tisch zum mechanischen Kunstwerk.
Unter den Augen des Weltenrichters Christus stehen sich zwei Frauen im Renaissancekostüm gegenüber: Pietas (Frömmigkeit) und Vanitas (irdische Eitelkeit). Mit dem Gemälde schuf Wilhelm von Schadow eine symbolische Darstellung von Tugend und Laster, die an das neutestamentliche Gleichnis der klugen und törichten Jungfrauen anschließt: ein Appell zur frommen Lebensführung. Obwohl die beiden Frauen gegensätzliche Eigenschaften verkörpern, sind sie gleichermaßen würdevoll und elegant in Szene gesetzt.
Unter den Augen des Weltenrichters Christus stehen sich zwei Frauen im Renaissancekostüm gegenüber: Pietas (Frömmigkeit) und Vanitas (irdische Eitelkeit). Mit dem Gemälde schuf Wilhelm von Schadow eine symbolische Darstellung von Tugend und Laster, die an das neutestamentliche Gleichnis der klugen und törichten Jungfrauen anschließt: ein Appell zur frommen Lebensführung. Obwohl die beiden Frauen gegensätzliche Eigenschaften verkörpern, sind sie gleichermaßen würdevoll und elegant in Szene gesetzt.
Eine junge Frau vor dem unvollendeten Kölner Dom, gekleidet im Stil der Renaissance, das Gebetbuch an der Brust, den Blick gesenkt: Als fromme »Kirchgängerin« erlangte Gertraud Künzel, Tochter eines Düsseldorfer Unternehmers, unsterblichen Ruhm. Während sie selbst kurz nach Fertigstellung des Bildes im Kindbett starb, verselbständigte sich das Motiv: Louis Ammy Blanc fertigte zwei weitere Versionen, dazu kamen zahllose Reproduktionen, in denen das Publikum allerdings nicht mehr die Kölnerin, sondern eine idealtypische Frau erkannte.
Wie auf einer Bühne präsentiert sich das rheinische Wirtshausleben: von den Weinschrötern, die ein Fass aus dem Keller hieven, bis zu den fröhlichen Zechern im Schatten eines Baumes. Der Maler Adolf Schroedter signierte das Werk auf einem Fass in der Bildmitte mit seinem Signet: einen Pfropfen- beziehungsweise Korkenzieher. Dargestellt ist ein unter den Düsseldorfer Künstlern damals beliebtes, bis heute bestehendes Gasthaus in Oberwesel, für das Schroedter 1834 das namensgebende Schild »Zum Goldenen Pfropfenzieher« malte.
William Trost Richards hat dieses Bild im Jahr 1856 gemalt. Es zeigt Schloss Stolzenfels. Im Hintergrund erkennt man den Rhein. Auch die Stelle südlich von Koblenz ist zu sehen, wo die Lahn in den Rhein fließt. Dort steht die Ruine der Burg Lahneck. Stolzenfels war lange Zeit ebenfalls eine Ruine. Bis 1842 wurde sie als Sommerschloss für den damaligen König von Preußen wiederaufgebaut.
Am Rhein zwischen Bonn und Bingen gibt es bis heute etwa 60 Burgen, Schlösser und Ruinen. Die Burgen stammen aus dem Mittelalter. Sie waren in dieser Zeit die Wohnsitze von Herrschern. Im 19. Jahrhundert interessierte man sich wieder für das Mittelalter. Viele Menschen reisten daher an den Rhein. Sie fanden es sehr schön dort und mochten vor allem die vielen Burgen und Burgruinen.
Im 19. Jahrhundert reisten Künstler sehr gerne an den Rhein. Sie malten den Fluss, die Burgen und die Menschen, die dort lebten. Dadurch wurde der Rhein mit seinen Burgen in ganz Europa bekannt. In vielen deutschen Städten gab es damals bereits große Fabriken. Die Künstler malten aber lieber die schöne Landschaft am Rhein.
Das Hochkreuz an der Straße nach Bad Godesberg und die Ruine der Godesburg sind bis heute ein vertrauter Anblick. Die ländliche Idylle, die das Aquarell des englischen Malers Joseph Mallord William Turner zeigt, existiert jedoch nicht mehr. Turner gehörte zu den Begründern der Rheinromantik: Auf seiner Rheinreise im Jahr 1817 entstanden zahlreiche Ansichten der Kulturlandschaft von Bonn bis Bingen mit künstlerisch wegweisenden Lichtstimmungen. Das originale Hochkreuz befindet sich seit 1981 im Eingangsbereich des Landesmuseums.
Hier sieht man eine Kleinbildkamera und eine Plattenkamera. Die Kleinbildkamera wurde erst ab Mitte der 1920er-Jahre hergestellt. Vorher waren große Plattenkameras üblich. Sie wogen zusammen mit dem Stativ und den dazugehörigen Glasplatten etwa fünf Kilogramm!
Fotografinnen und Fotografen verwendeten die Plattenkameras im Fotostudio, aber auch unterwegs. Weil das gesamte Zubehör sehr schwer war, nutzte man immer öfter Kleinbildkameras. Mit ihnen konnte man schneller und leichter Fotografien machen. Außerdem waren die Kleinbildkameras nicht so teuer.
Die Fotografie wurde in der Kunst des 20. Jahrhunderts sehr wichtig. Für die Entwicklung der Fotografie war der technische Fortschritt entscheidend. Die beiden ausgestellten Kameras zeigen: So schnell hat sich die Technik zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt.
Gruppenporträt im Wald (Helene Erfurth mit Kindern)
Hugo Erfurth
1902
Pigmentdruck
Die Figuren vor der in weiches Licht getauchten Landschaft und die malerischen Konturen der Porträts lassen für einen Moment an Gemälde denken. Mit seinen frühen Fotografien vertrat Hugo Erfurth eine Strömung, die als Piktorialismus in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Die Vertreter des Piktorialismus verfolgten das Ziel, die Fotografie als der Malerei ebenbürtige Kunstform zu etablieren. Erfurth arbeitete überwiegend mit aufwendigen Edeldruckverfahren wie Bromöl- oder Gummidruck, um seinen hohen ästhetischen Anspruch zu verwirklichen.
Mit stechendem Blick sitzt der General an seinem üppig gedeckten Tisch. Kalte Getränke, aber auch Fleisch- und Wurstwaren sind reichlich vorhanden. Die satte Selbstzufriedenheit des Generals kontrastiert mit dem Hunger der ausgemergelten Soldaten im Hintergrund. Mit dieser plakativen Gegenüberstellung protestierte Heinrich Maria Davringhausen gegen die Gier und Selbstbezogenheit der alten gesellschaftlichen Eliten. Sein Gemälde verdeutlicht die extremen sozialen Spannungen am Ende des Ersten Weltkriegs.
Das Finnische Rind ist eine Tierfigur aus Bronze. Der Künstler Ewald Mataré hat sie 1929 in Estland gemacht. Estland liegt an der Ostsee, südlich von Finnland. Mataré lebte im Rheinland. Er reiste aber oft an die Ostsee, um dort die Natur zu studieren.
Das Tier setzt sich aus wenigen Formen zusammen. Obwohl die Formen so einfach sind, ist es gut als Rind zu erkennen. Mataré wollte wissen, aus welchen Grundformen die Dinge aufgebaut sind. Deshalb hat er den Körper des Rinds wie ein Ei geformt.
Der Künstler Mataré schuf viele Bilder und Skulpturen von Tieren. Dabei achtete er vor allem auf ihre Formen. Rinder gefielen ihm besonders gut. Man kann am Finnischen Rind sehen, dass Mataré lange über dieses Tier und seine besondere Form nachgedacht hat.
Beinahe monumental nimmt der Kohlenträger den gesamten Bildraum ein. Sein breiter Stand verdeutlicht die schwere Last der Brikettkiste auf den Schultern. Die Kleidung ist schmutzig, die Gesichtszüge sind angestrengt. Im Hintergrund ist ein zweiter Arbeiter zu sehen. Leo Breuer nimmt mit den schwer arbeitenden Menschen eine Personengruppe in den Blick, die in der Kunst des 19. Jahrhunderts kaum porträtiert wurde. Sein Gemälde zeigt dabei keinen Typus, sondern einen konkreten Berliner, der ihm Modell stand.
Lächelnd schaut der Mann auf einen Totenkopf. Doch sein Gesicht ist nur eine Maske. Inmitten einer alltäglichen Umgebung mit Holztisch, Fenster und Strommasten im Hintergrund hat Will Küpper diese melancholische Szene angesiedelt. Ein Albtraum könnte in die Wirklichkeit eingedrungen sein oder eine Erinnerung. Vielleicht vermag der auf dem Fenstersims liegende Brief alles zu erklären? Küppers Bild irritiert emotional, weil es an Momente erinnert, in denen sich Lächeln und Grauen, Alltag und Albtraum berühren.
Dynamische Farbbahnen, energiegeladene Spritzer und Wischspuren: Der Maler Karl Otto Götz hat Bewegung auf die Leinwand gebannt. Die gestische Qualität seiner Malerei ist typisch für die Strömung des Informel, zu deren wichtigsten Vertretern er zählte. Im Unterschied zur geometrischen Abstraktion folgt die Malerei des Informel dem ›Prinzip der Formlosigkeit‹, das ganz auf Spontaneität und Intuition setzt. Der Titel »Födsel«, norwegisch für Geburt, ist eine Anspielung auf die Körperlichkeit der Werkentstehung.
Das kugelförmige Gebilde aus Acrylglas enthält eine komplexe Mechanik. Angelegt hat es Chargesheimer – mit bürgerlichem Namen Karl Heinz Hargesheimer – als kinetische Lichtplastik: In einen abgedunkelten Raum sollten mehrere Lichtquellen auf das Objekt gerichtet und von den rotierenden Prismen in seinem Inneren reflektiert werden. So entstanden ständig wechselnde und reizvoll unvorhersehbare Effekte – eine Spielart des Malens mit Licht, die den Fotografen Chargesheimer besonders faszinierte.
Früher hat man Bilder fast immer mit kostbarer Ölfarbe auf Holz oder Leinwand gemalt. Heute werden ganz verschiedene Materialien benutzt. Man kann zum Beispiel ein Bild aus Nägeln machen oder aus Pappmaché. Künstlerinnen und Künstler verwenden heute oft alltägliche Materialien und machen daraus ihre Bilder.
Moderne Künstlerinnen und Künstler experimentieren häufig mit verschiedenen Materialien und Techniken. Dadurch wirken ihre Bilder ganz anders als Ölgemälde aus vergangenen Jahrhunderten. Früher hat die gemalte Perspektive räumliche Tiefe vermittelt. Jetzt sind die Bilder selbst räumlich. Was man sieht, ist mehr als Farbe. Die Bilder haben eine bewegte Oberfläche.
Mit ihren Bildern aus einfachen Materialien verändern die Künstlerinnen und Künstler die Malerei. Sie zeigen, dass ein Bild nicht immer aus Farbe gemacht sein muss. Viele Bilder sind heute nicht mehr flach, sondern räumlich. Sie wirken dadurch besonders lebendig. Je nachdem aus welcher Richtung man sie anschaut, sehen sie immer anders aus.
Zwischen Trümmern ragen einzelne Mauern empor. Menschen gehen ihrem Alltag nach. Auferstanden aus Ruinen – so könnten die Fotografien von Hermann Claasen überschrieben werden, mit denen er bis in die 1950er-Jahre die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs in seiner Heimatstadt Köln dokumentierte. Claasen veröffentlichte viele seiner Köln-Bilder in dem 1947 erstmals publizierten Band »Gesang im Feuerofen«. Bis in die frühen 1970er-Jahre arbeitete Claasen für Industrie- und Werbekunden und war ein gefragter Porträtfotograf.
Eine Frau schlüpft in die Rolle von Elvis Presley und zielt mit ihrem Revolver auf das Publikum. Ulrike Rosenbach collagierte sich selbst in eine berühmte Arbeit von Andy Warhol hinein und steht seither in klischeehaft männlicher Pose neben dem King of Rock and Roll. Wirkt die Künstlerin mit gezückter Waffe in Rosenbachs feministischer Arbeit anders als das Idol der Popkultur? Das Prinzip der Aneignung fremder Werke für eigene Aussagen ist bis heute ein gängiges Verfahren, das als »Appropriation Art« bezeichnet wird.